Champion-Einblicke: Briar
Willkommen in Noxus. Dem Zuhause ruchloser Kriegsfürsten, expansionistischen Träumen und möglicherweise deiner neuen besten Freundin – zumindest, wenn es nach ihr ginge.
Briar ist keine typische Noxianerin. Sie mag zwar einen ewigen Durst nach Blut haben, aber sie hat auch einen unstillbaren Hunger nach etwas anderem. Lebenserfahrung.
Eine blutige Geschichte
Die meisten Noxianer, die wir kennen (ich spreche von euch, Swain und Sion), wollen nichts anderes, als ihre Gegner zu dominieren. Aber Dinge zu töten fiel Briar schon immer leicht. Etwas zu leicht. Weil sie dafür erschaffen wurde.
Briar wurde von der Schwarzen Rose durch Blutmagie geboren, um als lebende Waffe zu dienen. Sie muss Blut konsumieren, um sich zu ernähren. Und außerdem schmeckt es ihr ganz vorzüglich …
Die Schwarze Rose machte sie empfindungsfähig, damit sie Befehle verstehen und ausführen konnte, aber die Sache hatte einen Fehler. Um ihre Ziele zu töten, hielt die Schwarze Rose Briar in einem rauschähnlichen Zustand. Sie befand sich in ständiger blutrünstiger Wut. In diesem Zustand beschränkten sich Briars Intelligenz und ihr Wortschatz im Wesentlichen auf: „AHHHH! MEHR BLUT!“
„Sie war eigentlich nur auf zwei Missionen unterwegs“, verrät Max „TwoWeevils“ Folkman, der leitende Autor. „Und beide Male scheiterte sie nach den Maßstäben der Schwarzen Rose, weil sie unkontrollierbar war. Sie tötete nämlich zu viele andere Personen. Briar weiß also, dass sie ein gescheitertes Experiment war. Damit muss sie jetzt leben. Sie erfindet sich neu.“
Briar tötete nicht nur ihre Ziele, sondern auch jeden, der sich ihr in den Weg stellte. Für die berechnende und diskrete Schwarze Rose war sie eher eine Belastung als ein Vorteil.
Nachdem Briar bei ihrer ersten Mission gescheitert war, wurde sie von der Schwarzen Rose mit einem Joch gefesselt, bis sie ihr nächstes Ziel kannten. Und nach dem Scheitern dieser Mission wurde sie von Swains Truppen gefangen genommen und in eine Zelle in einer Verwarungsanstalt gesperrt. Wie zu erwarten, blieb sie gefesselt. Das Joch war mit einem Hämatiten verschlossen, einem Edelstein mit magischen Eigenschaften, der Briar hilft, sich zu beherrschen und bei Verstand zu bleiben. Das Joch war als dauerhafte Fessel gedacht, nachdem man sie in ihrer Zelle eingesperrt hatte. Aber nach einiger Zeit fand Briar heraus, wie man den Hämatiten lockern und die Fesseln lösen konnte. Zum Glück für ihr Umfeld genießt Briar die Geistesgegenwart, die ihr das Joch verleiht.
„Bevor man ihr das Joch anlegte, liefen ihre Gefühle auf Autopilot. Vor allem ihr Hunger“, erklärt Lektor Elan „Qulani“ Stimmel. „Ihre Gewalttätigkeit wurde im Wesentlichen als Teil ihrer Existenz geschaffen, und nachdem man sie in Fesseln gelegt hatte, wurde ihr klar, dass diese Vorrichtung quasi Fluchen und Segen zugleich war. Ja, ein Fluchen [lacht]. Das meine ich wörtlich.“
Sie war nicht länger an ihren Blutrausch gebunden. Stattdessen war sie an ihre Fesseln gebunden. Sie lernte schnell, die geistige Klarheit zu genießen, die die Selbstbeherrschung mit sich brachte. Briar nutzte die Zeit, die sie gefesselt im Gefängnis verbrachte, um nachzudenken und zu lernen. Sie verinnerlichte die Gespräche ihrer Zellenwächter, unterhielt sich mit anderen Gefangenen und studierte die merkwürdigen Insekten, die in ihre Zelle krabbelten. All diese äußeren Einflüsse zeigten ihr, dass es noch so viel mehr zu entdecken gab.
„Sie war endlich in der Lage, sich zu beruhigen und zu verarbeiten, was es bedeutet, zu denken und Gedanken zu haben“, fügt Qulani hinzu. „Ihr Joch brachte ihr eine Zeit des Nachdenkens und Lernens – über Identität und den Wunsch nach einer eigenen Identität.“
Briar wusste bereits, welche Identität sie nicht haben wollte. Sie wollte nicht länger eine geistlose Tötungsmaschine sein. Und sie wollte auf keinen Fall Befehle ausführen. Stattdessen wollte Briar ihren eigenen Weg gehen, und sie war bestrebt, die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Sie konnte nicht länger in der Anstalt bleiben.
Hier treffen wir zum ersten Mal auf Briar – auf ihrem Weg zu größeren und besseren (und blutigeren?) Dingen. Aber was noch wichtiger ist: Sie ist bereit, die Welt zu erleben.
In ihrer Champion-Enthüllung lernen wir eine eifrige, aufgeweckte Briar kennen, die sich mit der ersten Person anfreundet, die sie sieht – zumindest in ihrer Vorstellung. Kameradschaft und ein gelegentlicher warmer Schluck Blut sind die Motivationen, die Briar am Leben erhalten, und sie sind es auch, die sie aus ihrem Blutrausch zurückbringen.
Heute löst sie ihr Joch nur noch, wenn es unbedingt nötig ist – ein Segen für sie, aber ihre Gegner können nur „fluchen“.
Alles in allem war die Entwicklung von Briar ein Balanceakt. Das Team wollte Briar so gestalten, dass ein Kontrollverlust entsteht, aber dennoch ein Gefühl der Autonomie erhalten bleibt. Sie sollte ein Champion mit Schwächen sein, aber kein Opfer; naiv, aber nicht kindisch; eine Frau, aber nicht sexualisiert; lebensfroh, aber nicht nervig. Briar hat das Selbstvertrauen einer frischgebackenen Hochschulabsolventin mit demselben Hang zu unbeholfenem Humor. Außerdem kann sie dich in Stücke reißen. Und sie beginnt, ihre Macht und ihren Platz in Runeterra zu entdecken.
Viel von dieser Kraft und Persönlichkeit wurde durch ihre Synchronsprecherin Julie Nathansson zum Leben erweckt.
„Wir waren sehr erleichtert, als wir Julie als unsere Sprecherin fanden“, sagt TwoWeevils. „Sie war großartig, weil sie uns für jede Zeile verschiedene Lesarten gab. Manchmal war es wirklich schwer zu entscheiden, welche wir für das Spiel auswählen sollten. Sie half uns, das perfekte Gleichgewicht zwischen Briars neu entdeckter Persönlichkeit und ihrem Blutrausch zu finden.“
Das Sprachaufnahmen-Team arbeitet eng mit der amerikanischen Sprecherin zusammen, um die endgültige Ausgestaltung des Charakters sowohl beim Schreiben als auch bei der Sprechweise zu unterstützen. Die Sprechweise beeinflusst auch die Art und Weise, wie andere Regionen der Welt den Charakter schlussendlich gestalten. Endlich die klare Abgrenzung zwischen der blutrünstigen Briar und ihrer beherrschten Persönlichkeit in Julies Sprachaufnahmen hören zu können, war eine große Erleichterung. Und es passte perfekt zu ihrem Gameplay.
Unheiliger Stürmer
Ein absichtlicher Kontrollverlust war von Anfang an Teil von Briars Fähigkeitenset. Das Designteam hatte diese Mechanik bereits in seinem Arsenal, nachdem es an einem anderen Champion mit einer Vorliebe für Blut gearbeitet hatte: Naafiri.
„Glenn ‚Riot Twin Enso‘ Anderson arbeitete an Naafiri, als ihm die Idee für Briars W, ihren Blutrausch, einfiel“, verrät der leitende Spieldesigner August Browning. „Man verliert die Kontrolle und reißt jemanden in Stücke. Das schien richtig gut für einen Hunde-Champion, aber nicht für einen Assassinen, was Naafiri von Anfang an sein sollte. Assassinen wollen ihre Ziele so schnell wie möglich töten. Ein Rauschzustand braucht etwas Zeit, um das richtige Gefühl zu vermitteln.“
Wenn ein Blutrausch also schlecht für einen Assassinen ist, wie wäre es dann, ihn einem Champion zu geben, der offiziell schlecht darin war, ein Assassine zu sein? Ein Giga-Geistesblitz.
August und das Team wollten, dass Briar ein Stürmer und Berserker ist. Sie ließen sich von den Vampiren der osteuropäischen Folklore inspirieren, nicht von den verwestlichten, gerissenen, raffinierten Vampiren, die in ihren Schlössern chillen und an Blutwein nippen. Mit Briars Gameplay wollten sie die Essenz der monströsen, furchterregenden Blutjäger einfangen, die ganze Dörfer verwüsten, wenn sie Nahrung brauchen.
Also machten sie sich daran, ein Fähigkeitenset zu entwickeln, das die Blutrausch-Fantasie zum Leben erweckt.
„Sie hatte von Anfang an den Bluten-Effekt, Berserker/Blutrausch und ihre zielgerichtete Betäubung“, erklärt August. „Diese Dinge waren also schon lange präsent. Aber ihr E, ihre Ult und Teile ihres Passivs kamen erst später dazu.“
Bei Briars E war dem Team schnell klar, dass sie eine Art Aus-Knopf für ihr W (Blutrausch) brauchte, damit sie etwas mehr Kontrolle über ihre Kämpfe hatte. Auf diese Weise war sie nicht jedes Mal, wenn ein Spieler ihr W auslöste, gezwungen, voll aufzudrehen und sich zu weit vorzuwagen.
Außerdem muss Briar sich ernähren und hat keine passive Lebensregeneration. Sie heilt nur, wenn sie Schaden an Vasallen oder Champions verursacht (oder Blut konsumiert). Je niedriger Briars Leben ist, desto hungriger ist sie. Also Vorsicht, denn das bedeutet auch, dass ihre Selbstheilung erhöht ist.
Und für Briars Ult experimentierte das Team mit einer Reihe völlig unterschiedlicher Ideen. Es gab mehrere Versionen, in denen sie ein Ziel markierte und dann einfach Amok lief und einen Tunnelblick auf dieses Ziel hatte. Aber es gab auch eine andere Variante, von der das Team sehr begeistert war.
„Zu einem Zeitpunkt konnte sie sich wiederbeleben, ähnlich wie Aatrox“, grinst August. „Es war Teil ihrer Ult. Wenn sie verfügbar war und Briar starb, entzog sie das Blut von allen um sie herum und wurde mit einer Menge Leben wiederbelebt. Es gab aber auch eine aktive Komponente. Das Aktiv war, dass sie sich selbst tötete. Sie fügte sich selbst 1 Million absoluten Schaden zu und löste daraufhin natürlich ihr Passiv aus, um sich wiederzubeleben und alle um sich herum auszusaugen.“
Wie man sich vorstellen kann, muss ein Champion, der sich blitzschnell bewegt, sich in einem Rauschzustand selbst heilt, gezielte Betäubungen hat und reichlich Schaden verursacht, nicht auch noch vollständig wiederbelebt werden, wenn er endlich getötet wird. Deshalb wurde Briars Selbstmord-Wiederbelebungs-Wombo-Kombo zum Glück rasch wieder entfernt.
August und das Team kamen schließlich auf die aktuelle Form der Ult: ein Projektil-Skillshot, der Briar dazu veranlasst, sich sofort auf den ersten Champion zu stürzen, den er trifft. Anfangs hatte das Projektil nur 1.000 Reichweite. Aber das Team war der Meinung, dass es gegen einen Skillshot, dem man wie einem Projektil ausweichen konnte und der bei der Landung einen garantierten Sturzflug verursachte, genug Konterspiel geben würde, und verliehen dem Projektil eine fast globale Reichweite. Es gab eine Zeit, in der er wirklich global war, aber das Team hat ihn abgeschwächt, damit Briar, wenn sie ihn von der Basis aus abschießt, nicht versehentlich in die gegnerische Basis fliegt.
„Technisch gesehen ist Briar kein schwierig zu spielender Champion“, sagt August. „Aber sie erfordert extreme Aufmerksamkeit und gute Entscheidungsfindung. Die besten Briar-Spieler werden diejenigen sein, die lernen, wie man mit ihrem Blutrausch umgeht, denn sie kann sich mit ihrem W und ihrer Ult durchaus selbst töten, wenn sie nicht vorsichtig ist.“
Wie Briar selbst sollten die Spieler vorsichtig sein, wenn sie sich entscheiden, die Fesseln abzunehmen und sich dem Blutdurst hinzugeben.
Es lohnt sich, kann aber auch tödlich sein.
Neben ihrer Hintergrundgeschichte und einigen soliden Gameplay-Mechaniken wurde auch viel Wert auf die visuelle Darstellung von Briar im Spiel gelegt. Der leitende Konzeptkünstler Sunny „Kindlejack“ Pandita hat hart daran gearbeitet, die richtige Balance zwischen Briars Persönlichkeit und Gameplay in ihr Aussehen zu bringen.
„Wir wussten, dass Briar eine Art dunkle Seite haben würde, die sie herauslassen würde, wenn sie es wollte“, erklärt Kindlejack. „Wir mussten diese Idee des Spieldesigns (die Idee, eine mächtige, monströse Natur zurückzuhalten) visuell kommunizieren, also haben wir uns auf das Konzept von realen Fesseln konzentriert. Und schon ziemlich früh hat Gem „Lonewingy“ Lim die erste Skizze von ihr mit einem Joch angefertigt. Die Idee gefiel uns. Die Fesseln schienen sie nicht zu stören, was uns sofort neugierig machte.“
Kindlejack griff die Idee des Jochs auf und setzte sie in die Tat um. Er fügte dem Gerät eine durchdachte, aber subtile Formensprache hinzu, die die Brutalismus-Architektur von Noxus widerspiegelt.
„Das allgemeine Design ihres Jochs hatte Nägel und Stacheln, die in der Mitte auf ihren Kopf zeigen“, erklärt Kindlejack. „Ich wollte unbedingt ein visuelles Design schaffen, das die Metapher, dass sie ihren Verstand unter Kontrolle hat, vermittelt. Ich habe mich dabei von diesen diamantgehärteten Kopfstützen inspirieren lassen, die man bekommt, wenn man am Hals operiert wird oder so. Sie werden buchstäblich in den Kopf gebohrt, aber bei Briar ist es nicht ganz so grausam.“
Obwohl Briar eine etwas gruselige Herkunft hat, ist sie keineswegs ein düsterer, trauriger Champion. Und das merkt man sofort, wenn man sie ansieht.
„Da sie ein sehr komplexer Charakter ist“, fügt Kindlejack hinzu, „wollte ich ihre Persönlichkeit auf diese Weise visuell vermitteln: Ihr Gesicht und ihre Mimik zeigen viel von ihrem Eifer und ihrer Aufregung. Aber ihre Füße und ihre Haltung verdeutlichen ihr Zögern und ihre Scheu, die menschliche Welt zu betreten. Und ihre Hände, an den Handgelenken gefesselt, zeigen ihren inneren Hunger.“
Auf den ersten Blick wird man diese Details vielleicht nicht bewusst wahrnehmen. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass die Position ihrer krallenartigen Hände, die nach innen gedrehten Füße und das exzentrische Gesicht zusammenwirken, um die Hauptmerkmale ihrer Figur zu vermitteln.
Aber die visuellen Metaphern gingen noch weiter. Kindlejack spielte mit Briars vampirischer Inspiration in ihren Augen und sogar in ihrer Silhouette.
„Für ihre Augen habe ich mich auf medizinische Fotos von Katarakten bezogen, denn ich wollte, dass ihre Augen den Eindruck eines Vollmonds vermitteln“, verrät Kindlejack. „Das ist natürlich eine vampirische Sache, aber die Romantik des Vollmondes gehört grundsätzlich auch zur Gothic-Ästhetik. Sie hat also diese milchig weißen, undurchsichtigen Augen, die einen so ansehen, wie der Mond uns ansieht, wenn er uns nach Hause folgt.“
„Es ist eher subtil, aber bei Briars Figur wollte ich ihr dickere Beine und einen dickeren Unterkörper mit einem eher zierlichen Oberkörper geben“, fügt Kindlejack hinzu. „Wenn sie tatsächlich aus Blutmagie oder lebendem Blut besteht, sollte sie ein bisschen mehr Gewicht am Boden haben, wie ein Infusionsbeutel oder die Form eines Bluttropfens.“
Sogar ihr zweifarbiges Haar ist eine Anspielung darauf, dass Briar wahrscheinlich nicht die gesittetste Esserin ist. Nein, wenn sie isst, baumeln ihre Haare in die Blutlache, die ihre Mahlzeit umgibt.
Aber wenn wir ehrlich sind, verleiht es ihr einen frischen Look (gerade rechtzeitig für den Herbst) und es ist absolut umwerfend – im wahrsten Sinne des Wortes.
„Bei Briar geht es darum, einfach nur man selbst zu sein“, fügt Kindlejack hinzu. „Sie schämt sich nicht und hat keine Angst vor ihrer Natur, aber sie weiß, dass sie mehr sein kann. Sie ist ein Charakter für Leute, die loslassen, alles geben und lachen wollen, während sie eine Partie League spielen.“