/dev: Bel’Veths Musik
Hallo! Wir sind das Audio-Team, das die Musik für Bel’Veth komponiert hat, damit die Spieler in die Klangtiefen des violetten Meers eintauchen können. Wir werden darüber sprechen, wie wir Bel’Veths irreführendes Wesen und den Schrecken, der von ihr ausgeht, eingefangen und die musikalische Identität der Leere konkretisiert haben. Außerdem werden wir dir verraten, wie es eine eingehende Waschmaschine in die Musik geschafft hat.
Die Essenz von Bel’Veth
Komponist Jason „Riot Breezee“ Walsh:
Hallo! Ich bin Jason
Walsh. Ich bin ein Komponist des Musik-Teams von Riot und komponiere
Musik für League of Legends, TFT und Wild Rift. Ich bin unter
anderem für die Musik von PsyOps,
PROJEKT
2021, Vex,
Burn
It All Down und Bel’Veth
verantwortlich!
Wenn ich mit den
Arbeiten an einer Champion-Musik beginne, denke ich in der Regel
darüber nach, welche Fragen ich beantworten möchte. Hierbei handelt
es sich um Fragen wie „Welche Gefühle soll Bel’Veth bei dir
auslösen?“ oder „Was repräsentiert dieser Champion?“ Das sind
großartige Fragen für die Leute der Teams, die für die Geschichte,
das Gameplay und das Marketing verantwortlich sind, um einen
holistischen Überblick über den Champion zu erhalten und erste
Musikkonzepte erstellen zu können.
Das Design und die
Thematik sind am wichtigsten. Da Bel’Veth der erste Leeren-Champion
seit einer Weile ist, wollten wir sicherstellen, dass ihre Musik
nicht nur dabei hilft, den Spielern ihren Charakter näherzubringen,
sondern auch die musikalische Identität der Leere weiter ausbaut.
Nachdem ich „Der Wirbel des Nichts“ von Jared „Carnival Knights“ Rosen gelesen hatte, konnte ich mich sofort an ein paar Eckpunkten des Designs und der Geschichte von Bel’Veth festhalten. Ich wollte ihre Qualitäten als Herrscherin, die anziehende und ruhige, gleichzeitig jedoch tödliche und verfallende Schönheit des violetten Meers und den zugrundeliegenden fremdartigen Schrecken vermitteln.
Komponist Ludvig Forssell:
Hallo! Ich heiße
Ludvig Forssell und bin ein Komponist, der in Tokio, Japan, lebt. In
der Vergangenheit habe ich an Projekten wie „Metal Gear Solid V:
The Phantom Pain“, „DEATH STRANDING“ und den neuen Film der
Anime-Legende Mamoru Hosoda, „Belle“, gearbeitet.
Das Schreiben einer Champion-Musik hat mich in vielerlei Hinsicht an das Schreiben eines Lieds erinnert. Der Prozess drehte sich wesentlich stärker um die Suche nach der Essenz des Charakters anstatt einer Situation. Ich musste also nicht versuchen, in wenigen Minuten eine Geschichte voranzutreiben, sondern konnte mich darauf konzentrieren, Bel’Veths Seele einzufangen.
„Interpretierte Menschlichkeit“
Jason Walsh:
Eine große kreative Verbindung, auf die ich mich wirklich freute, war der Einbau von verzerrten und abgehackten „menschlichen“ Elementen in die Musik. Bel’Veth wurde durch den Tod und die Zerstörung der gesamten Stadt Belveth geboren – als hätte ein schwarzes Loch alles und jeden verschluckt und anschließend verdorbene Fragmente ausgespuckt. Die Musik enthält wirr und fremdartig klingende Streichinstrumente und verzerrte Stimmen, die die Nachwirkungen dessen widerspiegeln, was nach dem Untergang der Stadt übriggeblieben ist.
Ludvig Forssell:
Ich wollte die Geräusche einer Kreatur erschaffen, die menschliche Geräusche nachahmt, um sich selbst als etwas zu präsentieren, was sie nicht ist, und so ihre Beute anzulocken. Dazu wollte ich klassische Instrumente wie Streichinstrumente nutzen, die die klassische Musik jedoch so interpretieren sollten, als würden sie sie nicht ganz verstehen oder die Theorie dahinter missachten.
Die Idee bestand darin, etwas zu erschaffen, was nach
einer „interpretierten Menschlichkeit“ kingt. Denk daran, wie die
künstliche Intelligenz menschliche Gesichter interpretiert: Man kann
erkennen, wen die KI abbilden will, das Gesicht sieht aber nicht ganz
richtig aus. Die Streichinstrumente bei der Musik von Bel’Veth
sollen genau dieses Gefühl hervorrufen – als würde es sich
bei ihnen um zufällige Teile handeln, die gewaltsam
zusammengestückelt wurden, während sich einige verkehrt und
unnatürlich anfühlen, gleichzeitig aber immer noch majestätisch
klingen. Was die Harmonie betrifft, so habe ich alle Regeln in Bezug
auf die Tonleiter und die Tonart über Bord geworfen und mich
stattdessen zum Großteil für einen chromatische Zwölftonreihe
entschieden.
Das violette Meer hat
die Idee für diese Herangehensweise durch seine verdrehte Version
der Realität noch weiter befeuert – wir haben
Streichinstrumente und menschliche Stimmen verzerrt und mit allen
möglichen Dingen kombiniert, um ihre Musik zu komponieren.
Eines der unkonventionellsten Geräte, das wir benutzten, war eine eingehende Waschmaschine. Sie gab unregelmäßige Klickgeräusche von sich und ich erinnere mich noch, wie ich versuchen wollte, ihren Rhythmus zu verstehen. Hierbei ist es ähnlich, da irgendwas etwas „Musikalisches“ erschafft, ohne es dabei zu verstehen. Daher habe ich ein Sample erstellt, das schließlich zum Kern der Rhythmen für diese Musik wurde.
Ich habe auch die Geräusche meines eigenen Bauchs aufgenommen, um dafür zu sorgen, dass das Lied das Gefühl vermittelt, sich „im Bauch einer Bestie“ zu befinden. Jason war von meiner Mangelernährung ziemlich beeindruckt. Anschließend hat Jason diese Geräusche mit Sounds von modularen Synth-Elementen kombiniert, um wellenartige Gurgelklänge zu erzeugen, die an die Leere erinnern.
Gemeinsames Komponieren
Jason Walsh:
Im Fall von Bel’Veth wollte ich die Champion-Musik zusammen mit einem anderen Komponisten schreiben, um dafür zu sorgen, dass sie nach der Fusion unserer Stile klingt: halb Ludvig, halb ich, ganz Bel’Veth.
Mir war es wichtig, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der sich ebenfalls mit dem Komponieren von traditionellen und Synth-Elemten auskennt und ein Ohr für seltsame, düstere und narrative Musik hat. Als wir mit unserer Zusammenarbeit begannen, schickte ich ihm einige meiner frühen Konzepte voller verarbeitetem Gesang und Synth-Bässen und es war wirklich großartig, neues Material zurückzubekommen, das sich nahtlos in meine Konzepte einfügte. Von da an ging es Schlag auf Schlag.
Ich erinnere mich noch daran, dass Ludvig in seine erste Demoversion eine wirklich tolle Geste eingebaut hatte, die als Einleitung für die Melodie und die Substanz dieser Version diente. Ich war so hingreissen, dass ich sie übernahm und anpasste, um der Melodie mehr Raum zum Atmen zu geben und dafür zu sorgen, dass sich jeder Moment noch wichtiger anfühlt, während die Zuhörer in einen Bann gezogen werden. Wir waren begeistert, wie markant und eindringlich das Ganze klang.
Ludvig Forssell:
Es ist nicht einfach, beim Komponieren von Musik mit einer anderen Person zusammenzuarbeiten – alle beteiligten Partein müssen sich viel Vertrauen entgegenbringen. Im Idealfall befindet man sich im selben Raum, um zusammen Dinge ausprobieren zu können, doch ich war in Tokio, während sich Jason in Los Angeles befand. Außerdem hatten wir mit der Zeitverschiebung zu kämpfen.
Ich glaube, die Tatsache, dass wir eine gute Infrastruktur aufbauten, um uns permanent austauschen zu können, half uns dabei, den Prozess stark zu vereinfachen. Jason konnte mir dabei helfen, zu verstehen, was wir erreichen wollten, und obwohl wir uns nur kurz kannten, arbeiteten wir zusammen, als wären wir gute Freunde und würden schon seit der Schule zusammen in einer Band spielen.