Die Entstehung von Weltraum-Groove

Oder: Wie ich lernte, mich nicht mehr aufzuregen und einfach den Groove zu spüren.

Stell dir folgende Situation vor: Du marschierst unbekümmert deine Lane runter und plötzlich hast du einen Geistesblitz. League braucht eine Baby-Skinserie.


Du lässt deiner Fantasie komplett freien Lauf. Baby-Elise fällt auf einem niedlichen Mobile vom Himmel. Maokais Sprösslinge sind Teddybären. Sett schreit wie ein Baby im Flugzeug, wenn er „Schwinger“ wirkt.

Viele wahrlich brillante Ideen für Skinserien – einschließlich der Verwandlung aller Champions in Babys – werden oft nicht umgesetzt. Aber das hindert uns Rioter nicht daran, uns andauernd verrückte Konzepte einfallen zu lassen und zu versuchen, diese in das Spiel zu bringen, dass wir alle so sehr lieben. Und bei Riot besteht immer einer Chance. Sogar Rioter, die in Rollen arbeiten, die nicht zur kreativen Ausgestaltung gehören, haben die Möglichkeit, ihre Ideen in die Kluft zu bringen.

Eine Idee, all die Ideen!

Wir haben etwas, das wir den vierteljährlichen Thematikpitch nennen: Jedes Quartal haben die Leute bei Riot die Möglichkeit, ihre Ideen für Skinserien vorzustellen, die dann unter Umständen vom Team für Personalisierung, Immersion und Expression – auch PIE oder einfach das Skins-Team genannt –aufgegriffen und zum Leben erweckt werden.

Das PIE-Team selbst strotzt vor Kreativität, aber der Grundgedanke hinter dem vierteljährlichen Thematikpitch ist, dass tolle Ideen von überallher kommen können. Das Team hat sich also dazu entschieden, alle Rioter am thematischen Ideenfindungsprozess teilhaben zu lassen, unabhängig davon, in welchem Team sie sind.

„Die überwiegende Mehrheit der Skins, die wir heutzutage veröffentlichen, sind Produkt des vierteljährlichen firmenweiten Thematikpitchs. Manche der Ideen kommen dabei von den Leuten im PIE-Team, die etwas eingereicht haben, und manche kommen von Leuten, die in einem anderen regionalen Büro oder einem anderen Team bei Riot arbeiten“, so Ambrielle „Eggo McLego“ Army, ehemaliger Produktionsleiter des PIE-Teams. „In gewisser Weise sind wir alle durch unsere eigenen Erfahrungen und Dinge wie unseren Medienkonsum, unsere Interessen bezüglich Kunst oder Mode oder unsere Inspirationsquellen beschränkt. Mit dem vierteljährlichen Thematikpitch können wir also viele weitere Erfahrungen und Perspektiven aus allen Ecken von Riot hinzuholen als nur die, über die wir intern im Team verfügen.“

Karl „RiotLoveStrut“ Abad, ehemaliger Produzent der Abteilung für thematische Entwicklung, verweist auf ein Konzept aus der Ökologie, das als „Randeffekt“ bezeichnet wird, als Inspiration für den vierteljährlichen Thematikpitch. Der Randeffekt tritt an der Schnittstelle zwischen verschiedenen Lebensräumen auf, wo unterschiedliche Organismen und Umgebungen aufeinanderprallen.


„Wir wollten sehen, was passiert, wenn wir PIE mit einem regionalen Team in China oder jemandem, der im Bereich Spieler-Support oder Qualitätssicherung tätig ist, zusammenbringen. Und dann haben wir einfach eine größere Vielfalt an Ideen“, sagt Riot LoveStrut. „Zum Glück hat es sich bezahlt gemacht, denn ich persönlich könnte mir nichts von dem, was sich andere innerhalb der Firma ausdenken, einfallen lassen.“


Nachdem alle Skin-Vorschläge eingegangen sind, nimmt sich das Team für thematische Entwicklung der Sache an und legt noch einen (oder zehn) drauf, indem es dem für die anfänglichen Pitchs zuständigen Team mit der Weltgestaltung, der erzählerischen Ausgestaltung und der Konzeptkunst hilft. Am Ende dieses Prozesses hat das Pitch-Team dann einen vollständig ausgearbeiteten Stapel von Skin-Ideen.


Dann muss das Pitch-Team alles nur noch … der gesamten Firma präsentieren.

Nach einem firmenweiten Meeting, in dem alle Vorschläge durchgesehen werden, stimmen die Mitarbeiter von Riot ab. Aber nur weil den Riotern eine Idee für eine Skinserie gefällt, heißt das noch lange nicht, dass das auch auf die Spieler zutrifft. Das PIE-Team lässt angemessene Sorgfalt walten und sieht sich durch Umfragen gewonnene und anderweitige Daten an, um Informationen darüber zu erhalten, welche Thematiken – von cool und düster über unbeschwert und albern hin zu elegant und wunderschön – bei den Spielern gut ankommen.

Aber die Entscheidungen des Teams hängen nicht von den Daten ab – sie werden vielmehr schlicht zum Informationsgewinn herangezogen.

„Manchmal kommt es vor, dass etwas bei den Tests nicht so gut abschneidet, aber wir merken, dass das Team so leidenschaftlich dahintersteht und dass es in dem Universum etwas Besonderes gibt, das vielleicht noch nicht richtig vermittelt worden ist“, sagt Eggo McLego. „Ich meine, dass diese riskanteren Unterfangen sich oft wirklich bezahlt machen und zu etwas richtig Besonderem werden, weil das Team von der Idee so begeistert ist und alle von der gestalterischen und ausführenden Seite einfach alles geben.


Einer der schwierigsten Abschnitte des Prozesses ist es, die Liste von Ideen nach und nach zu kürzen. Eine Idee kann aus mehreren Gründen auf Eis gelegt werden. Womöglich arbeiten wir bereits an einer ähnlichen Thematik, die Idee lässt sich nicht so umsetzen, dass die Champions erkennbar bleiben, oder es könnte sein, dass die technischen Aspekte vorerst nicht realisierbar sind.


„Ich glaube, am schwierigsten ist es, wenn man jemandem sagen muss, dass man seine Idee und Leidenschaft toll findet, aber es im Moment nicht geht, und dann erklären muss, wieso“, sagt Riot LoveStrut. „Und das Tolle an Riot ist, dass noch niemand wegen so etwas das Kriegsbeil ausgegraben oder einen Anfall bekommen hat. Die Leute zeigen sich immer verständlich und kooperativ und wollen es einfach beim nächsten Mal wieder versuchen.“


Aber die Skinserien, die es durch den ganzen Prozess schaffen, kommen immer unter die einprägsamsten und beliebtesten Thematiken von League, darunter „Seelenblumen“, „Schriftrollen von Shan Hai“, „Anima-Trupp“ und noch so viele mehr.


Womit wir zu Weltraum-Groove kommen, unserer Zelebrierung der Discoästhetik, einer der außerirdischsten Thematiken, die uns die vierteljährlichen Thematikpitchs gebracht haben.

Voll aufgedreht

Auftritt Oscar „gay lil frog“ Vega und Neill „Riot diet chola“ Chua. Gay lil frog und Riot diet chola kommen aus den ungleichen Bereichen der Konzeptkunst beziehungsweise der Inhaltsproduktion und reichten beide ähnlich groovige Vorschläge ein, die Disco mit Sci-Fi verbanden.


Keiner der beiden hatte davor einen Pitch eingereicht, aber der vierteljährliche Thematikpitch erschloss eine Zusammenarbeit, die eine Fügung des Schicksals war. Riot diet chola, ein Produzent für Inhalte, war auf der Suche nach einer Möglichkeit, seiner Kreativität innerhalb von Riot Ausdruck zu verleihen, und gay lil frog, ein Konzeptkünstler, war von „Fetziger Zilean“ angetan und fand, dass er ruhig noch grooviger sein könnte.

Die Eröffnungsfolie der Erstpräsentation von Riot diet chola und gay lil frog

„Mir hat Retrofuturismus schon immer gefallen, insbesondere die Art, die mit den 50er- und 60er-Jahren zu tun hat. Und mir kam es so vor, als hätten wir etwas Derartiges noch nicht gehabt“, so gay lil frog. „Zu der Zeit hatten wir nicht wirklich viele unbeschwert wirkende Sci-Fi-Skins. Die Skins, die wir in die Richtung hatten, waren alle düster und roboterhaft. Ich hielt es also für einen guten Weg, Sci-Fi etwas anders darzustellen.“

Wenn zwei oder mehr Rioter ähnliche Ideen einreichen, dann bilden sie ein Superteam und verschmelzen ihre Vorschläge zu einem, indem sie von jeder Idee das Beste nehmen. Gay lil frog und Riot diet chola kombinierten also in Zusammenarbeit mit dem Team für thematische Entwicklung ihre Ideen, um so eine Präsentation zu machen, die sie dann in einem Meeting, zu dem immer alle Rioter eingeladen werden, präsentieren würden.


Während dem thematischen Entwicklungsprozess gab es einen Skin, bei dem alle gemeinsam ihren Augen nicht trauen konnten: Weltraum-Groove-Nasus.

Der Moment, in dem wir Nasus hatten, war ausschlaggebend dafür, dass wir alles wie verrückt ausweiteten,“ sagt Riot diet chola. „Das war so der große Anstoß nach dem Motto: Weißt du was? Wir stecken da jetzt schon so tief drin, dass wir auch gleich alle Register ziehen können.“

Und genau das haben sie gemacht. Mit Weltraum-Groove-Nasus, einem kleinen Welpen, der einen guten alten Machomecha steuert, war die Bühne für den Gipfel des Wahnsinns bereitet.

Nasus sollte der Anführer des Hundeplaneten werden, der natürlich Hunde als Bewohner brauchte. Und all diese Hunde brauchten natürlich Arbeitsplätze. Der Hundeplanet hat Mechaniker, Feldforscher, Sanitäter und mehr.

Und wenn man einen Hundeplaneten hat, dann muss es auch einen Katzenplaneten geben, dessen erbittertste Verteidiger sich in der Form von Blitzcranks legendärem Skin manifestieren. Unter Einsatz ihrer mächtigen Mechas sind Blitz und Crank darauf aus, den Hundeplaneten zu erobern und Nasus in einem epischen Tanzduell zu besiegen.

Lustige Sache: Blitz und Crank sind gay lil frogs Katzen, Wi-Fi und Jon Bovi, nachempfunden, sowohl vom Aussehen als auch vom Charakter her.

Wi-Fi (links) und Jon Bovi (rechts) sind jetzt in League verewigt.

Das Team ging stark in Richtung weicher, knolliger Formen, heller Farben und spielerischer Grafikeffekte, die jetzt unverkennbar zu Weltraum-Groove gehören. Sie fingen außerdem an, wiederkehrende Elemente einzubauen, einschließlich der niedlichen „Boogies“, die Teil der meisten Skins sind (Samira hat Frank und Toofers, Lux hat Barney), die dem Universum einen erhöhten Spaßfaktor und eine heitere Atmosphäre verliehen.


Sie haben sich eine komplette Welt für die Weltraum-Groove-Charaktere ausgedacht, mit Helden, Schurken, Waffen und sogar intergalaktischen Fahrzeugen mit eingebauten Tanzflächen und Discokugeln.

„Wir haben wirklich mit allem was gemacht“, sagt gay lil frog. „Jede dumme Idee, die wir hatten, haben wir umgesetzt. Wir haben es einfach gemacht. Was mir an Weltraum-Groove so gefiel, war das volle Engagement, das wir bei der Thematik an den Tag legten.“


Das Team für thematische Entwicklung musste auch eine genaue „Machtquelle“ für die Weltraum-Groove-Champions festlegen. Das ist ein wichtiger Teil der thematischen Entwicklung. Das Team legt fest, woher die Champions in einem Universum ihre Kräfte erhalten.

… Was uns zum „Groove“ bringt.

Der Groove

Die Machtquelle für Weltraum-Groove ist im wahrsten Sinne des Wortes die Musik, auch bekannt als der Groove.

Das Universum lebt von Musik, insbesondere Discomusik, den Melodien, die das Böse fernhalten und für gute Stimmung sorgen. Wie du dich vielleicht vom Weltraum-Groove-Event vom letzten Jahr erinnerst, steht der Groove den miesen Vibes gegenüber. In der Welt von Weltraum-Groove versucht die niederträchtige Lissandra, miese Vibes zu verbreiten und Disco vom Antlitz der Welt zu tilgen.


Ohne Musik wäre Weltraum-Groove im Grunde nichts. Und wer sonst könnte besser für den Groove sorgen als das Musik-Team von Riot?

„Es ging dabei darum, eine nette Mischung aus Disco- und Retro-Sci-Fi-Musik zu schaffen“, erklärt Komponist Brendon „GravityBW“ Williams. „In der Realität war es allerdings wesentlich komplizierter und es hat viel Arbeit gebraucht, bis wir das passende Gleichgewicht hatten.“


GravityBW ließ sich von den vielen verschiedenen Epochen der Discomusik inspirieren: Die 70er beeinflussten die Hornmelodie, die Melodie der Geiger und die Harmonie; Discomusik aus den 80ern die Retrosynthesizer- und Schlagzeugtöne; elektronische Discomusik aus den frühen 2000ern den mehr EDM angehauchten Zugang zum Klang und Einflüsse durch aktuelle Pop-Discomusik sorgten für eine sehr moderne, zeitgenössische Note bei der Produktion und Tonmischung.


„Ich habe mich auch von klassischen Sci-Fi-Themen, was die Melodien, die Harmonie und die melodischen Synthesizerklänge im Stil des Theremins betrifft; von klassischem Funk (ich brauchte einen guten Grund, um als Riot-Komponist endlich mal Schlagbass verwenden zu können!), was den mittleren, groovebetonten Teil betrifft, und von einer Reihe total amüsanter Sci-Fi-/Disco-Arrangements, die in den späten 70ern und 80ern überraschend gängig waren, inspirieren lassen“ sagt er.


Das gesamte Audioteam war wesentlich früher als üblich im Gespräch, da die Musik bei Weltraum-Groove eine so große Rolle spielt. GravityBW legte sogar schon ganz früh ein genaues Tempo für die Musik von Weltraum-Groove fest, damit das Animationsteam sich darauf verlassen konnte, dass ihre Arbeit später auch wirklich im Einklang mit der Musik stehen würde. Er hat auch Soundeffekte aus den akustischen „Bausteinen“ des Skins-Teams eingearbeitet. (Hör genau hin! Bei 3:26 ist einer dieser Momente, wenn das Musikstück in sein Finale übergeht.)

„Ich war mit den Sounddesignern in viel engerem Kontakt, als es bei Skinserien sonst so üblich ist“, sagt GravityBW. „Noch bevor ich mit dem Schreiben angefangen hatte, hatten wir Gruppendiskussionen, in denen wir uns darüber unterhielten, welche Rolle die Musik spielen und welches Gefühl sie vermitteln würde.


GravityBW war hingerissen von der Unbeschwertheit von Weltraum-Groove und von der Einzigartigkeit der Thematik in der Welt von League of Legends.


„Die Musik für Weltraum-Groove zu schreiben war eine besonders tolle Erfahrung, weil die Skinserie sich selbst nicht so ernst nimmt“, erinnert er sich. „Für mich war es großartig, weil ich nicht wie sonst für League üblich darauf achten musste, dass die Dinge nicht kitschig oder übermäßig albern werden.“

Letzten Endes kann der Wunschtraum eines Rioters zu einer bleibenden Thematik werden – und zu einem Quell neuer Inspiration für die kreativen Teams bei Riot.


„Der Weltraum-Groove-Pitch war so verrückt. Zu sehen, wie die Entwickler ihrer Fantasie freien Lauf ließen, war fast das Beste an dem Pitch. Sie nahmen einfach eine Idee her und sofort hatten sie tausend verschiedene Einfälle zur Umsetzung“, so gay lil frog. „Sie freuten sich einfach so sehr darauf, es wirklich umzusetzen. Und das war einer der besten Aspekte von Weltraum-Groove, dass die Thematik für frischen Wind im Team gesorgt hat. Zu dem Zeitpunkt hatten wir viel an sehr ernsten und düsteren Thematiken gearbeitet und Weltraum-Groove war einfach etwas Neues. Je dümmer, desto besser; leg dich ins Zeug – mach einfach alles, was dir in den Sinn kommt.“


Und der Groove geht diesen Monat mit neuen Skins weiter. Sagen wir einfach, dass ein zentraler Schurke (und ein Held mit einer Menge Boogies, mit denen er sich den miesen Vibes seines Widersachers stellt) auf der Bildfläche erscheinen wird.