Klarheit in League

Trefferzonen, Farbpaletten, Silhouetten, Katzen, Skins und mehr.

Hallo, heute wollen wir über die Klarheit in League sprechen. Hierbei handelt es sich um eines dieser Themen, über das wir hinter den Kulissen permanent nachdenken, das sich aber nur wirklich bemerkbar macht, wenn etwas schiefläuft – wenn beispielsweise eine Trefferzone nicht zu einem Effekt passt oder ein Skin zu schwer zu erkennen ist. In einer perfekten Welt gibt es so etwas nicht. Aber bei über 150 Champions und 1.000 Skins – ganz zu schweigen von den Gegenständen, Runen und neutralen Zielen – sind einige Fehler geradezu vorprogrammiert.

Dennoch glauben wir, dass wir uns in diesem Bereich noch verbessern können, weshalb wir in den letzten Jahren auch viel Arbeit in die Klarheit im Spiel investiert haben. Das macht sich bei Dingen wie den Aktualisierungen von Grafik- und Soundeffekten bemerkbar und ist gleichzeitig etwas, über das wir uns bei der Entwicklung ständig den Kopf zerbrechen. Daher wollen wir heute darüber sprechen, was das für die Champions und Skins bedeutet.

Sprechen wir zunächst über unsere Ziele:

Die Versprechen, die nicht gebrochen werden dürfen

Für uns ist die Klarheit die Möglichkeit, die Ereignisse in League zu verstehen und darauf zu reagieren. Da League sehr wettkampforientiert ist, ist das logischerweise ziemlich wichtig.


Es gibt drei wichtige Dinge, die wir immer anstreben:

  1. Das Wichtigste ist, dass das Gameplay klar kommuniziert wird. Das visuelle und das Audio-Design von League sollten dir dabei helfen, Champions, Fähigkeiten und Angriffe schnell zu identifizieren und auf sie reagieren zu können. Außerdem solltest du die Mechaniken allgemein verstehen können, wenn du im Spiel auf sie triffst.
  2. Das zweite Ziel besteht darin, die Hierarchie immer zu bewahren. Hierbei handelt es sich um eine geschwollene Ausdrucksweise dafür, dass wir besonderen Wert darauf legen, dass die wichtigsten Dinge (wie eine große ultimative Fähigkeit oder ein Effekt zur Massenkontrolle) auch die meisten Aufmerksamkeit erregen. Das bedeutet, dass wir eine angemessene Hierarchie innerhalb des Fähigkeitensets eines Champions, zwischen den Champions und zwischen weiteren Gameplay-Elementen (wie den Effekten von Gegenständen) sicherstellen müssen.
  3. Zu guter Letzt wollen wir darauf achten, dass sich der Lärm auf ein Minimum beschränkt. Das bezieht sich nicht nur auf das Audio – grafischer „Lärm“ wird schnell immer lauter und kann dazu führen, dass es schwierig wird, in Teamkämpfen richtig zu reagieren. Auffälligkeit kann sich gut anfühlen, vor allem, wenn es um Skins geht, aber sie hat ihren Preis. (Ausnahmen: Fähigkeiten mit großen Auswirkungen auf das Gameplay können und müssen bis zu einem gewissen Grad laut sein.)


Kommen wir nun also zu den wirklich interessanten Dingen – wie wir Champions im Hinblick auf die Klarheit entwickeln.

Ultimative Fähigkeiten, Katzen und Riesengewehre

Wenn wir über die Klarheit der Champions nachdenken, müssen wir vor allem zwei Dinge berücksichtigen: ihre Silhouetten und ihre Fähigkeiten.

Silhouetten

Die Silhouetten sind das wichtigste Merkmal für die Erkennung von Champions in League. Hierbei handelt es sich im Grunde um den Schatten eines Champions: Wie sieht er im Dunkeln aus?

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Eine gute Silhouette weist eine Charakteristik auf, die für den jeweiligen Champion einzigartig ist: Sennas Gewehr, Dianas Mondwaffe oder Yuumi … bei der es sich um eine Katze handelt. Selbst bei der Entwicklung von Skins sollte sich die wichtigste Charakteristik eines Champions nie verändern.


Die Silhouetten umfassen auch Animationen, idealerweise sind diese jedoch eher zusätzliche Unterscheidungsmerkmale als eine Hauptcharakteristik. So ist Iverns schlaksige Gestalt an sich schon auffällig und seine alberne Art zu gehen erhöht seinen Wiedererkennungswert noch weiter.

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Lee Sin hat wiederum eine ziemlich generische Gestalt, weshalb seine Animationen einen Großteil seiner Silhouette ausmachen. (Was in Ordnung ist, obwohl das zu Schwierigkeiten bei der Entwicklung von Skins führen kann, worauf wir später noch genauer eingehen werden.)

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Neben dem Wiedererkennungswert sollte die Silhouette eines Champions auch dafür sorgen, dass seine Machtquelle klar erkennbar ist. Das ist vor allem für neue Spieler wichtig, die lernen müssen, was 150+ Champions können. Wenn du jemanden mit einem Bogen siehst, kannst du davon ausgehen, dass diese Person damit aus der Entfernung angreifen wird. Ein Champion mit einem Stab wirkt wahrscheinlich Zauber. Und einer mit Schrotflintenknien … schießt … auf dich?

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Die Größe einer Silhouette kann ebenfalls etwas über den Spielstil eines Champions aussagen. So sind größere Champions mit dicken Rüstungen wahrscheinlich Tanks oder Kämpfer. Während ein winziger, unschuldiger Yordle wohl eher nicht in diese Kategorien fällt.

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Zu guter Letzt sollte schon allein durch die Silhouette eines Champions klar sein, in welche Richtung er sich bewegen wird. Du solltest auf den ersten Blick wissen, ob dich jemand anstürmen oder vor dir flüchten wird.

Fähigkeiten

Die zweite Hauptüberlegung bezüglich der Klarheit der Champions dreht sich um ihre Fähigkeiten. Hierbei handelt es sich um einen Bereich, der schnell frustrierend werden kann, vor allem, wenn die Trefferzonen nicht mit ihren Effekten übereinstimmen. In den letzten paar Jahren haben wir die Grafikeffekte von einigen älteren Champions von League, die die aktuellen Standards nicht mehr erfüllen konnten, aktualisiert. Für 2021 haben wir natürlich weitere Grafikaktualisierungen geplant – beginnend mit Hecarim.

Aktualisierung der Grafikeffekte von Champions

Neben den Trefferzonen zählen die Hierarchieregeln zu den wichtigsten Aspekten für die Klarheit der Fähigkeiten. Anders gesagt: Die Aufmerksamkeit, die Fähigkeiten erregen, sollten mit ihrer Bedeutung übereinstimmen.

Wie wichtig eine Fähigkeit ist, hängt von vielen Dingen ab …

  • Wie viel Schaden verursacht sie? Fähigkeiten, die mehr Schaden verursachen, sollten mehr Aufmerksamkeit erregen. Zoes Q ist ein Beispiel dafür, wie man so etwas gut umsetzen kann – die Fähigkeit ist hell, satt und wird durch einen Audioeffekt angekündigt.
  • Verfügt sie über einen Effekt zur Massenkontrolle? Fähigkeiten mit Effekten zur schweren Massenkontrolle und/oder langer Dauer sollten hervorstechen. Tarics Betäubung ist ein gutes Beispiel hierfür – die Fähigkeit ist hell, es gibt einen Audioeffekt, der sich aufbaut, und eine gut definierte Trefferzone.
  • Kann man ihr ausweichen? Wenn man einer Fähigkeit ausweichen kann, sollte sie mehr Aufmerksamkeit erregen. Obwohl es sich hierbei um keine Fähigkeit handelt, ist „Arkaner Komet“ ein Beispiel dafür, wie es nicht sein sollte – der große Kreis auf dem Boden deutet eine wesentlich höhere Ausweichchance an, als man eigentlich hat.
  • Hat sie einen großen Einfluss auf das Spiel? Fähigkeiten, die die Art und Weise, wie man mit ihnen und gegen sie spielen muss, drastisch verändern, sollten auffallen. Der Sound und die visuellen Effekte von Kayles ultimativer Fähigkeit sind ein gutes Beispiel hierfür – sie ist klar erkennbar, ihre Auswirkungen sind jedoch auch groß.

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Neben der Hierarchie gibt es spezielle Gameplay-Überlegungen für das Design des Audios und der visuellen Effekte einer Fähigkeit. Wenn du neugierig bist, kannst du sie gerne alle anklicken!

Überlegungen bezüglich der Fähigkeiten

Der Eimer muss gefüllt werden

Die größte Herausforderung bei der Klarheit der Skins besteht darin, etwas zu entwickeln, das sich vom Champion selbst unterscheidet, gleichzeitig jedoch dafür sorgt, dass er immer noch zu erkennen ist. Wenn wir zu weit gehen, beeinträchtigt das die Klarheit im Spiel. Aber wenn wir nicht weit genug gehen, fühlt sich die Fähigkeit nicht befriedigend an.

Die Entwicklung eines Skins ist in gewisser Weise mit dem Füllen eines Eimers vergleichbar, bei dem jede Disziplin – wie die Animationen, die Grafikeffekte, die Soundeffekte und so weiter – ein wenig Wasser in ihn gießt. Unser Ziel ist es, den Eimer bis an den Rand zu füllen, ohne dass er überläuft.

Wie viel Wasser jede Disziplin in den Eimer gießt, hängt vom jeweiligen Skin ab. Manchmal konzentrieren wir uns auf Grafik- und Soundeffekte, weshalb wir uns stark am Modell und den Animationen des Hauptskins orientieren. In anderen Fällen verändern wir die Animationen stark und halten uns in anderen Bereichen zurück. Am Ende sollte die komplette Erfahrung dafür sorgen, dass der Champion jederzeit schnell und leicht identifiziert werden kann. Das bedeutet, dass wir uns nie in allen Bereichen austoben, da wir dadurch zwar etwas Interessantes erhalten würden, das jedoch der Klarheit schaden würde.

Ihr denkt worüber nach?!

Jetzt, da wir über den zeitlosen Kampf zwischen Coolness und Klarheit gesprochen haben, möchte ich auf einige Bereiche genauer eingehen.

Silhouetten

Die Silhouette eines Champions kann in drei Teile unterteilt werden: Primärteil, Sekundärteil und Tertiärteil. Das Hauptmerkmal eines Champions sollte niemals entfernt oder deutlich verändert werden. So würden wir Senna beispielsweise niemals ein Blasrohr in die Hand drücken oder Yuumi eine menschliche Gestalt verleihen.

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Bei den Sekundär- und Tertiärteilen haben wir etwas mehr Spielraum – vor allem, wenn ein Champion über einen stark ausgeprägten Primärteil verfügt. High Noon-Senna ist ein gutes Beispiel hierfür: Die Silhouette ihres Körpers unterscheidet sich deutlich von der Silhouette ihres Grundskins, aber da sie immer noch ihre ikonische Waffe hat, ist sie sofort erkennbar.

Champions, deren Silhouetten von den Animationen getragen werden, können bei der Entwicklung eines legendären (oder ultimativen) Skins eine große Herausforderung darstellen. Das liegt daran, dass eine Veränderung ihrer Animationen großen Einfluss auf ihre Silhouetten hat, wodurch noch mehr Wasser in den Eimer gegossen wird. Wenn man dann noch ein paar coole Grafik- und Soundeffekte hinzufügt und Änderungen am Modell vornimmt, geht die Identität des Champions schnell verloren. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass wir jedem neuen Champion eine ausgeprägte Charakteristik verleihen wollen.

Fähigkeiten

Bei der Entwicklung eines Skins nutzen wir die Grundfähigkeiten eines Champions als Messlatte für die Klarheit. Oder anders ausgedrückt … Jede Fähigkeit sollte zumindest so klar wie die Version des Standard-Skins sein, weil die Skins niemals einen spielerischen Vorteil nach sich ziehen dürfen. Die Fähigkeiten von Skins können geringfügig deutlicher sein als die des Standard-Skins, wir wollen aber auch nicht, dass man durch sie einen Nachteil hat, weshalb unser Ziel immer darin besteht, bei der Klarheit für gleiche Verhältnisse zu sorgen.

Die etablierte Formsprache sollte auch bei den Skins zum Einsatz kommen, wie die sich nach unten bewegenden Linien von Zauberschilden.

Außerdem sollten die Fähigkeiten ebenfalls einer Hierarchie folgen und dem Spiel keinen überflüssigen Lärm hinzufügen, was wiederum bedeutet, dass alle zusätzlichen Elemente auch beabsichtigt sein sollten. Dennoch schießen wir manchmal übers Ziel hinaus. Wir wollen die bestmöglichen Skins entwickeln, doch die Balance zwischen dieser Tatsache und dem Gameplay-Lärm sowie der Hierarchie ist nur schwer zu finden.

Am Ende besteht unser Ziel darin, Skins zu veröffentlichen, die sich toll anfühlen und Fähigkeiten haben, die selbst während chaotischer Teamkämpfe klar erkennbar sind. Sehen wir uns nun einige spezifische Änderungen an, die wir während der Entwicklung vorgenommen haben, um verschiedene Bedenken in Bezug auf die Klarheit zu beseitigen. Wenn du willst, kannst du also weiterlesen!

Änderungen während der Entwicklung

Karten

Kommen wir jetzt zu ein paar finalen Überlegungen beginnend mit den Karten. Es dürfte für niemanden eine Überraschung sein, dass die Skins auf allen Karten klar erkennbar sein sollten. Das ist uns jedoch nicht immer gelungen, weshalb wir uns mittlerweile jeden Skin auf allen Karten ansehen, um sicherzustellen, dass es in der Heulenden Schlucht keine weiteren Freljord-Taliyahs gibt.

Verwandlungen

Es ist wichtig, dass sämtliche bedeutende oder dauerhafte Verwandlungen nur während der Heimwacht oder anderer verstärkter Zustände auftreten. Die Fuchsverwandlung von Seelenblumen-Ahri ist ein gutes Beispiel dafür, wie so etwas gut funktionieren kann – man sieht ihre komplette Fuchsgestalt nur während der Heimwacht und ihre menschliche Fuchsform nur, solange ihre ultimative Fähigkeit aktiv ist.

Auf der anderen Seite sind nahezu dauerhafte Verwandlungen wie die von Sonnen- und Mondfinsternis-Leona etwas, das wir in Zukunft vermeiden wollen. Wenn man den Skin nicht kennt, weiß man nicht genau, ob das glühende Licht bedeutet, dass sie sich verwandelt hat oder dass ihr Q aktiv ist.

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Kosmetische Animationen

Zu guter Letzt möchte ich noch über kosmetische Animationen wie den Rückruf, Tänze, den Spott und so weiter sprechen. Kurz gesagt: Keine dieser Animationen sollten einen Vorteil nach sich ziehen. Das mag zwar offensichtlich erscheinen, aber manchmal werden diese Animationen zu auffällig (vor allem, wenn sie gespammt werden) oder sorgen dafür, dass die Champions ihre Trefferzonen „verlieren“.

Poolparty-Renekton ist das perfekte Beispielkrokodil hierfür. Das Spammen seines Rückrufs sieht zwar spaßig aus, es lenkt aber ab und seine Trefferzone ändert sich nicht, obwohl sich sein Modell nach oben zu bewegen scheint. Mittlerweile gibt es eine strenge Regel, laut der die Champions mindestens zwei Sekunden lang in ihrem Rückrufkreis bleiben müssen – wobei es uns am liebsten wäre, wenn sie die ganze Zeit über in ihm bleiben würden.

Das Ende

Das war alles für heute! Wir hoffen, dass dir unsere zusätzlichen Bemühungen im Bereich der Klarheit in Zukunft stärker auffallen werden. Falls es Skins oder Champions gibt, die dich in Sachen Klarheit besonders interessieren, kannst du sie jederzeit hiermit an uns senden.

Danke für dein Interesse. Du bist wirklich großartig. Lebe wohl!