DIE MATHEMATIK UND KUNST DER CHAMPION-BELIEBTHEIT
Hallo, ich bin RiotNova und möchte über ein paar Werkzeuge sprechen, die wir bei Riot nutzen, um die Beliebtheit von Champions zu messen. Hinweis: Dazu bedarf es mehr als einer schnellen Suche auf champion.gg, und eine Menge Daten spielen eine Rolle.
Wenn wir die Beliebtheit eines Champions messen, unterteilen wir diese in zwei Dimensionen: die Breite und die Tiefe. Diese beiden Dinge messen unterschiedliche (aber ebenso wichtige) Aspekte der Beliebtheit und ergeben zusammen ein umfassendes Bild der Beliebtheit eines Champions.
Warnung: Jetzt geht es um Mathematik.
Die Mathematik
Die grundlegende Champion-Beliebtheitsgleichung ist ziemlich einfach:
Champion-Beliebtheit = die Anzahl der individuellen Spieler, die mit diesem Champion gespielt haben x die durchschnittliche Anzahl an Spielen, die die Spieler mit diesem Champion gespielt haben
Oder einfacher:
Champion-Beliebtheit = Breite x Tiefe.
In dieser Gleichung steht die Breite für die Anzahl von individuellen Spielern, die einen Champion während einer bestimmten Periode (z. B. eines Patches) gespielt haben. Wenn du, dein Freund, und der Top-Laner, der dem Gegner zugespielt hat, alle mit Riven gespielt haben, dann habt ihr Rivens Breitenwertung für diesen Zeitraum erhöht.
Bei der Tiefe handelt es sich um die durchschnittliche Anzahl von Spielen, die jeder Spieler mit einem Champion während einer bestimmten Periode gespielt hat. Wenn du der einzige Yorick-Spieler in deiner Gruppe warst, ihn dafür aber so gut wie immer ausgewählt hast, dann hast du die Tiefenwertung dieses Champions ganz alleine erhöht.
Breite und Tiefe können als zwei Achsen eines Graphen dienen, und jeder der vier Quadranten, die dadurch entstehen, repräsentiert einen unterschiedlichen Aspekt der Beliebtheit eines Champions … oder dessen Unbeliebtheit.
Und so sieht das Ganze aus:
Beliebte und unbeliebte Champions sind ziemlich einfach zu erkennen. Beliebte Champions werden in vielen Spielen ausgewählt (und werden zum Thema im Hellseher-Blog). Dazu kommt, dass sie hohe Breiten- und Tiefenwertungen haben.
Unbeliebte Champions werden von den Spielern nur selten berücksichtigt, es sei denn, sie sind stark oder werden überarbeitet (wie Evelynn). Unbeliebte Champions erreichen nur sehr niedrige Breiten- und Tiefenwertungen (was nicht überraschend ist).
Spezielle Champions tauchen hin und wieder in Spielen auf, und wenn dies der Fall ist, dann sind meist Spezialisten auf diesem Champion am Start, was besonderen Spaß verspricht (wie Illaoi-Spieler). „Spezielle“ Champions haben eine hohe Tiefen- aber eine niedrige Breitenwertung.
Allgemeine Champions sind meistens relativ einfach zu spielen und zu verstehen, weshalb sie immer wieder spontan von vielen Spielern gespielt werden (wie Annie). Diese Champions haben eine hohe Breiten- aber eine niedrige Tiefenwertung.
An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass sowohl allgemeine als auch spezielle Champions ähnlich beliebt sein können, sich diese Beliebtheit jedoch unterscheidet – die einen werden von vielen individuellen Spielern gespielt, die anderen werden von den Spielern in vielen Spielen gespielt.
Die Kunst
Und so sieht die Beliebtheit der Champions seit Patch 7.16 aus.
Es ist jedoch wichtig, nicht anhand eines einzigen Patches voreilige Schlüsse zu ziehen. Die Champions könnten stark sein, häufig von Profis ausgewählt werden oder einen schicken neuen Skin wie „Sternenwächter“ bekommen haben. Diese Dinge können die Beliebtheit innerhalb eines Patches stark beeinflussen.
Wenn wir die Zeitlinie bis zu Patch 5.24 erweitern, erhalten wir den folgenden selbsterklärenden Graphen.
Du kannst dieses wunderschöne Kunstwerk jederzeit im nächsten Museum in der „Jackson Pollock“-Ausstellung bewundern. Aber ganz im Ernst: Hinter diesem Durcheinander aus bunten Nudeln verstecken sich jede Menge Informationen. Sehen wir sie uns genauer an.
(Anmerkung: Jeder Wendepunkt repräsentiert einen Patch und die Verbindungslinien werden dicker, je aktueller die Patches werden – der dickste Teil der Linie repräsentiert also den neuesten Patch.)
Kommen wir also noch einmal auf die vier Quadranten zurück: Hier sind ein paar Beispiele für Champions, die in ihren Kästchen geblieben sind. Illaoi gehört schon seit einer Weile zu den „speziellen“ Champions, während Annie ständig zu den leicht zugänglichen „allgemeinen“ Champions gehört. Dann gibt es da noch den stets beliebten Lee Sin und den wie immer unbeliebten Karthus. Dieser Graph zeigt, wie es aussieht, wenn wir über einen beliebten, unbeliebten, allgemeinen oder speziellen Champion sprechen.
Die Schützen sind eine einzigartige Champion-Gruppe – von den ungefähr 20 Schützen zählen nur die wenigsten zu den unbeliebten Champions. Die Hälfte aller Schützen fällt sogar dauerhaft in die Kategorie der beliebten Champions. Ein Grund für die Beliebtheit der Schützen könnte darin bestehen, dass 1/5 der Champions in der Kluft der Beschwörer Schützen sind, solange jedes Team einen AD-Carry hat (außer du bist ein Metaspiel-trotzender Bonobo … oder ein Genie). Da aber nur 1/7 aller Champions in League Schützen sind, gibt es einen kleineren Pool, wodurch sich die Beliebtheit der Klasse erhöht.
Ein anderer Grund für ihre Beliebtheit ist, dass man das nötige Können, um einen Schützen erfolgreich zu spielen, ebenfalls für alle anderen Champions benötigt: Das Wichtigste sind die Positionierung und das Maximieren des Schadens durch gute Rechtsklick-Mechaniken. Das bedeutet, wenn du mit einem Schützen gut umgehen kannst, fällt es dir wesentlich leichter, den Rest von ihnen zu spielen.
Vielleicht müssen wir mehr Schützen erstellen, um für mehr Vielfalt zu sorgen, aber es gibt noch eine weitere Theorie, die ihre Beliebtheit erklärt: Viele Schützen sind humanoid und offensichtlich spielen die Spieler gerne menschenähnliche Champions.
Die Monster haben es ohnehin schon schwer genug (weil sie eben Monster sind), aber anscheinend wählen die Spieler sie nicht so häufig aus wie menschenähnliche Charaktere. Von den acht Monstern ist aktuell keines beliebt, und auch seit Beginn unserer Aufzeichnungen war nur eines von ihnen beliebt (abgesehen von Aurelion Sols Debüt). Ein Grund für ihre Unbeliebtheit könnte sein, dass es wohl einfacher ist, sich mit einem knallharten Dämonenjäger – oder einem Dämonenjäger-Anwärter – zu identifizieren als mit einem Kristallskorpion. Es ist aber auch möglich, dass es uns als Designern nicht gelungen ist, die Fantasien oder Fähigkeitensets dieser Kreaturen gut umzusetzen.
Durch das Unterteilen der Beliebtheit in Breite und Tiefe können wir auch die Auswirkungen von Champion-Überarbeitungen einfacher messen. Dabei haben wir so gut wie nie das Ziel, einen Champion beliebter zu machen. Stattdessen setzen wir uns ein Designziel und wollen dafür sorgen, dass das Aussehen, die Thematik und das Fähigkeitenset eines Champions zusammenpassen.
So haben wir beispielsweise nie erwartet, dass Urgot der beliebteste Champion wird (oder auch nur in den Quadranten „beliebt“ fällt) und stattdessen versucht, seine einzigartigen Qualitäten hervorzuheben, damit Urgot der beste Urgot wird, der er sein kann. In diesem Fall wollten wir jedoch auch erreichen, dass Urgot beliebter wird und in Zukunft in die „Speziell“-Kategorie fällt. Er scheint auf dem richtigen Weg zu sein, aber da er immer noch neu ist, müssen wir abwarten, was die Zukunft bringt.
Wie nutzen wir dieses Wissen?
Unser Ziel ist es, Champions zu erstellen, die den Spielern gefallen – Ganz egal, ob das bedeutet, dass sie von jedem gespielt werden wollen oder die Lieblingschampions von ein paar Wenigen werden. Uns ist beides recht. Wir wollen jedoch unbedingt vermeiden, einen unbeliebten Champion zu entwickeln. Außerdem wollen wir unsere Zeit und Mühen in Charaktere stecken, die den Spielern gefallen und mit denen sie spielen wollen.
Bei diesen Daten handelt es sich nicht um der Weisheit letzter Schluss in Sachen Champions. Stattdessen werfen sie Fragen auf, dank denen wir mehr über die Vorlieben der Spieler erfahren: Warum ist Lee Sin schon seit mehr als eineinhalb Jahren beliebt? Warum mögen und spielen die Spieler gewisse Champions? Warum sind manche Gruppen unbeliebter als andere? Es ist nicht einfach, diese Fragen zu beantworten, und wir kombinieren diese Daten manchmal mit anderen Dingen wie dem Championfreundschafts-Kompatibilitätsnetzwerk, um Lösungen zu erhalten. Selbst nach all dieser Zeit lernen wir immer noch Neues über die Spieler, und Daten wie diese helfen uns dabei, beim Erstellen oder Aktualisieren der Champions die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Und das war auch schon alles! Schreib uns in den Kommentaren, welche anderen Geschichten du aus den Nudeln herauslesen konntest.